Besteht eine Nachrüstpflicht für Oldtimer Sicherheitsgurte?
Haben Sie sich schon die Frage gestellt, ob Sie Ihren Lieblingsklassiker mit Gurten ausstatten oder bestehende Gurte ersetzen wollen? Bei dieser Entscheidung spielen vor allem Sicherheitsgründe mit hinein. Manchmal auch die Frage nach der Anschnallpflicht. Wie es dahingehend aussieht und was Sie beachten müssen, wenn Sie bei Ihrem Oldtimer Sicherheitsgurte nachrüsten wollen – oder sogar müssen –, erfahren Sie hier.
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Aktualisiert: 31.01.2023
Sicherheitsgurte im Oldtimer: gesetzliche Regelungen ab 1970
Viele Klassiker sind heute ntweder gar nicht oder (zumindest für das Sicherheitsgefühl mancher Fahrer) nicht ausreichend mit Sicherheitsgurten ausgestattet. Diese wurden nämlich – bei vorhandenen Befestigungspunkten – erst 1970 zur Pflicht.
1974 gab es eine Übergangsvorschrift, die besagte, dass in alle Fahrzeuge mit späterem Baujahr nachträglich Gurte eingebaut werden sollten, sofern dies vonseiten des Herstellers noch nicht geschehen war. Bei diesen Gurten handelt es sich aber eher um Beckengurte, als um die sichereren Dreipunktgurte, wie sie der Sicherheits-Pionier Volvo vorausblickend schon seit 1959 verbaute.
Hinzu kommt, dass die Vorschriften bis 1979 nur Fahrer- und Beifahrersitze berücksichtigten, daher sieht es auf den Rückbänken dahingehend ebenfalls eher mau aus.
Achtung: Seit 2006 muss ein Oldtimer, der Kinder unter 3 Jahren befördert, mit Sicherheitsgurten ausgestattet sein. Sind Kinder unter 1,50m Körpergröße oder unter 12 Jahren an Bord, müssen diese hinten sitzen. Ist das Fahrzeug nur vorne mit Sicherheitsgurten ausgestattet, müssen diese mit gesichertem Kindersitz auf dem Beifahrersitz mitfahren.
Oldtimer Sicherheitsgurte: Nachrüstpflicht Ja oder Nein?
Bei manchen Fahrzeugen besteht durchaus eine Nachrüstpflicht für die Oldtimer Gurte. Allerdings bedeutet das nicht, dass Sie Ihr eigenes Schmuckstück zwingend nachrüsten müssen: Oldtimer, die mindestens 30 Jahre alt sind bzw. vor dem 1. April 1976 zugelassen wurden und weitestgehend in gut erhaltenem Originalzustand sind, sind laut § 2 Nr. 22 Fahrzeugzulassungsverordnung (FZV) von der geltenden Anschnallpflicht ausgenommen und dürfen auch ohne Gurte gefahren werden.
Ausnahmen und Sonderfälle beim Gurte nachrüsten
Im Allgemeinen bedeutet das also, dass es ausreicht, wenn ein Fahrzeug die Sicherheitsvorschriften erfüllt, die bei der Erstzulassung gültig waren. Trotzdem gibt es, wie immer, Ausnahmen zu beachten, bei denen gegebenenfalls verschiedene Nachrüstungen anstehen könnten. Diese betreffen vor allem Oldtimer, die aus dem Ausland importiert wurden, oder solche, in denen neue und gebrauchte Teile verbaut wurden. Das umfasst zum Beispiel:
- Fahrzeuge, bei denen zwar beschädigte Teile durch neue Teile ersetzt wurden, die aber immer noch klar identifizierbar sind.
- Fahrzeuge, die für andere nationale Märkte ohne Gurtpflicht produziert wurden.
- Replikas und Kitcars, für die in Deutschland andere Regeln gelten als zum Beispiel in England.
Hier tut sich nun wieder folgende Frage auf:
Wann gilt bei meinem Fahrzeug eine Nachrüstpflicht?
Ganz einfach: Wenn die Zuordnung der Fahrzeugpapiere mit der Identifikationsnummer (FIN) noch möglich ist, dann gilt es als das Originalfahrzeug und damit gelten auch die Zulassungsvorschriften zur Zeit der Erstzulassung.
Das in den Zulassungsunterlagen vermerkte Datum der ersten Zulassung definiert, dass alle zu diesem Zeitpunkt bestehenden Regelungen auch für das Fahrzeug gültig werden. In diesem Fall besteht für Ihren Oldtimer nicht nur eine Sicherheitsgurt-Nachrüstpflicht, sondern ggf. auch eine für Warnblinkanlage, Rückfahrscheinwerfer, Lenkradschloss etc.
Das müssen Sie beachten, wenn Sie bei Ihrem Oldtimer Sicherheitsgurte nachrüsten
Wenn Sie ein Fan von guter Sicherheitsausstattung sind oder Kinder haben, die Sie gern auf Ausfahrten begleiten, dann wird die Entscheidung, nachzurüsten, bereits gefällt sein. In diesem Fall gibt es ein paar Dinge zu beachten, damit alles richtig gemacht wird und Ihr Klassiker seinen Status als historisches Fahrzeug auch behält.
Sicherheitsgurte beim Oldtimer selbst nachrüsten
Prinzipiell ist es erst einmal egal, ob Sie moderne 3-Punkt Automatikgurte oder zeitgenössische Statikgurte nachrüsten. Wichtig ist der fachgerechte Einbau.
Grundsätzlich besteht beim Sicherheitsgurte-Nachrüsten für Oldtimer immer ein gewisses Risiko, denn alles muss, entsprechend der Regeln der StVZO (Straßenverkehrszulassungsordung), sicher montiert werden. Dabei sollte der Originalzustand bestmöglich erhalten werden. Anfängern ist daher eher davon abzuraten.
Wenn Sie die Oldtimer Gurte dennoch selbst einbauen möchten, sollten Sie zuerst nachsehen, ob bereits Haltepunkte vorhanden sind. Falls Haltepunkte vorhanden sind, ist der Einbau von Oldtimer Gurten recht einfach, besonders bei Modellen aus den 50er und 60er-Jahren.
Falls die Verankerungspunkte nicht vorhanden sind, lautet die Empfehlung, sich für den Einbau der Oldtimer Sicherheitsgurte lieber an eine Fachwerkstatt zu wenden. Denn wenn Löcher gebohrt werden müssen, weil es noch keine Befestigungspunkte gibt, müssen auch Verstärkungsplatten eingeschweißt werden. Denn im Falle eines Aufpralls soll der Gurt ja einen gewissen Schutz bieten. Und das ist nur gewährleistet, wenn der Haltepunkt nicht aus dem unverstärkten Blech ausreißt.
Tipp: Fahrzeuge ohne B-Säule bieten nur wenig Möglichkeiten, die obere Umlenkung zu befestigen. Man kann entweder die Umlenkung oder die Rolle selbst am nächstgelegenen festen Blechteil montieren. Speziell angepasste Gurtsysteme mit frei beweglichen Rollmechanismen erklärt Ihnen gerne Ihr Limora Fachverkäufer unter 02683-9799-0
Oldtimer Sicherheitsgurte vom Profi einbauen lassen
Anbieter, die sich auf Nachrüstungen spezialisiert haben, gibt es genug. Karosseriebetriebe bauen Sicherheitsgurte für Oldtimer fachgerecht ein und achten darauf, die Originalität des Schmuckstücks zu bewahren.
Wir bei Limora bieten diese Sonderlösungen für den Einbau von Sicherheitsgurten an und haben verschiedene Farben und Überlängen zur Auswahl. So findet sich für Ihren Klassiker auf jeden Fall der optimale Gurt. Fragen Sie Ihren Limora Fachberater unter 02683-9799-0.
Allerdings kann es auch für den Profi bei vereinzelten Fahrzeugen zu Komplikationen kommen: Karosserien mit Holzrahmen, generell unsicher gebaute Autos oder kleine Fahrzeuge erschweren den Einbau. In einem solchen Fall macht das Sicherheitsgurte-Nachrüsten nicht immer Sinn. Lassen Sie sich vor dem Kauf beraten, ob ein Einbau möglich ist.
Oldtimer Sicherheitsgurte für den Kindersitz nachrüsten
Kindersitze müssen der ECE-Norm R44 oder 04 entsprechen. Diese können genau wie in neueren Fahrzeugen mit einem Dreipunktgurt befestigt werden. Eine alternative Möglichkeit ist das Isofix-System, das über zwei zusätzliche Ösen mit der Karosserie des Fahrzeugs verschraubt wird. Zertifizierte Isofix Aufnahmen gibt es in klassischen Fahrzeugen nicht.
Stellen Sie bei Ihrem Oldtimer auf jeden Fall erst einmal sicher, dass der Kindersitz hineinpasst, bevor Sie eine Installation vornehmen.
Wichtig: Alle Neuinstallationen müssen StVZO konform erfolgen. Alle Standardgurte sind mit E-Prüfzeichen versehen, müssen also nicht gesondert eingetragen werden. Ab diesem Zeitpunkt des Einbaus gilt übrigens auch die Anschnallpflicht, denn sind Sicherheitsgurte vorhanden, müssen diese verwendet werden.
Gefährdet die Nachrüstung der Oldtimer Sicherheitsgurte mein H-Kennzeichen?
Das H-Kennzeichen ist für viele Oldtimer-Fahrer ein klarer Vorteil: Damit gehen bei größeren Fahrzeugen weniger Steuern und oft ein niedrigerer Versicherungsbeitrag einher, außerdem darf man die Fahrzeuge auch ohne Katalysator oder Plakette in Umweltzonen fahren.
Das bedeutet aber auch, dass sich immer die Frage stellt, ob das H-Kennzeichen durch die Änderung gefährdet wird, denn nicht alle Umbauten, Ergänzungen oder Reparaturen sind mit den Anforderungen für das Kennzeichen kompatibel.
Für das H-Kennzeichen steht vor allem der Erhalt des Originalzustandes im Vordergrund, denn immerhin handelt es sich um historisches Kulturgut, das pfleglich behandelt werden und authentisch sein soll.
Werden die Umbauen dementsprechend unter Berücksichtigung des Originalzustandes korrekt durchgeführt, wird das H-Kennzeichen laut Markus Tappert (TÜV Süd Serviceline Classic) durch die Nachrüstung nicht gefährdet. Ebenso werden nachträglich montierte Kopfstützen akzeptiert.
Wann ist der Austausch von Oldtimer Sicherheitsgurten, Airbags und Co. notwendig?
Auch Sicherheitsgurte können selbst bei bester Oldtimer-Pflege nicht immer jahrzehntelang erhalten werden. Zudem besteht ein weiteres Problem darin, dass die Gurtmechanik über die Jahre verschleißen kann oder – zum Beispiel nach einem Unfall – nicht mehr zu 100% funktionstüchtig ist. Genauso verhält es sich mit anderen Teilen, wie zum Beispiel dem Airbag, der bei einigen Herstellern nach 10–14 Jahren ausgetauscht werden sollte.
Sicherheitsgurte prüfen
Normalerweise geht man davon aus, dass Gurte ein Autoleben lang halten. Darauf sollte man sich aber nicht zwingend verlassen. Ein genauer Blick in einen Gebrauchtwagen kann zum Beispiel zeigen, ob die Gurte bereits bei einem Unfall strapaziert wurden und ausgetauscht werden müssen:
Jeder Gurt hat Nähte am unteren Ende im Schwellerbereich, die sich etwa in Höhe des farbigen Aufnähers mit den Zulassungsinformationen befinden. Diese Nähte dürfen unter gar keinen Umständen Beschädigungen aufweisen.
Ebenfalls dringend ausgetauscht werden sollten:
- ausgeblichene Gurte
- Gurte mit verschlissenen Kanten
- Gurte mit Einstichen oder Knickstellen
- Gurte mit Anschmelzspuren oder Reibestellen.
Prüfen Sie auch, ob die Rückholfeder einwandfrei funktioniert: Wenn der Aufrollautomat klemmt, selbst wenn man ihn vorsichtig herauszieht, ist der Gurt nicht mehr brauchbar.
Airbag prüfen
Bei einem Airbag ist es etwas schwieriger, die Funktionstüchtigkeit zu prüfen. In Europa wurden einige klassische Fahrzeuge seit 1981 mit Airbags ausgestattet. Zuerst nur im Lenkrad, später wurden auch an anderen Stellen im Fahrgastraum oder sogar im Sitz Airbags verbaut. Allerdings handelt es sich bei den ersten Fahrzeugen mit Airbag um Spitzenfahrzeuge der Premiumhersteller. Deren Servicestellen sind problemlos in der Lage, einen Airbag elektronisch zu untersuchen.
Wenn Airbags im Fahrzeug verbaut sind, müssen diese auch funktionieren. Elektronische Fehler werden von einer Airbag-Kontrollleuchte angezeigt und im Fehlerspeicher des Fahrzeugs abgelegt. Auch hier kann ein Servicebetrieb mit einem markenspezifischen Prüfgerät helfen.
Die eigentlichen pyrotechnischen Treibsätze, die für das Aufblasen des Airbags sorgen, sind in der Regel unproblematisch. Die Stellen, die Sie selbst überprüfen sollten, sind:
- Kunststoffteile: Diese können über Jahrzehnte brüchig werden und somit gilt es, die Abdeckungen des Lenkrads oder bei den Airbags genau unter die Lupe zu nehmen. Ist der gefaltete Airbag zu sehen, ist er durch die UV Bestrahlung schon beschädigt worden.
- Kontrollleuchte: Ob die Airbag-Funktion tatsächlich beeinträchtigt ist, zeigt die Kontrollleuchte für die Zündleitung an.
- Kabel: Die Ummantelungen der Kabel können mit der Zeit verhärten, denn durch brüchige Isolierungen können Kurzschlüsse entstehen.
Tatsächlich gilt für Airbags aber keine regelmäßige Austauschpflicht.
Das Gleiche gilt übrigens auch für die seit den 1980er Jahren eingeführten Gurtstraffer, die im Falle eines Unfalls mit einer pyrotechnisch angetriebenen Einheit den Gurt um den Körper herum strammziehen: Der Gurt selbst oder die Rolle können verschleißen, der Gurtstraffer an sich ist unauffällig und wartungsfrei.
Sicherheitsgurte nachrüsten - Welche Modelle gibt es?
Oldtimer Gurte und Airbag: Kosten
Prinzipiell sind Gurte in allen Farben und mit vielen verschiedenen Webmustern für alle klassischen Fahrzeuge unterschiedlichster Epochen erhältlich. Das Nachrüsten von Oldtimer Sicherheitsgurten kostet im Normalfall kein Vermögen – selbst beim Profi und bei speziellen Modellen. Ganz billig ist es dennoch nicht:
Kosten: Mit etwa 50€ für den einfachen schwarzen Dreipunktgurt geht es los, ab 200 Euro aufwärts muss bei speziellen Anforderungen pro Gurt gerechnet werden. Dazu kommt noch der Einbau.
Wichtig:
Lagern Sie keine ausgebauten Airbags oder Gurtstraffer in der Garage.
Geben Sie den nicht ausgelösten Airbag zur Entsorgung beim Fachhändler oder einem Servicebetrieb ab.
Die im Airbag verbauten Gasgeneratoren müssen fachgerecht deaktiviert werden.
Ausgelöste Airbags werden mit dem Metallschrott entsorgt.