Oldtimer-Import aus Großbritannien: So kommt ihr Klassiker nach Deutschland
Auch nach dem Brexit können Klassiker nach Deutschland importiert werden. Was Sie dabei von der Auswahl des Fahrzeuges bis hin zur Zulassung in Deutschland wissen und beachten müssen, damit der Oldtimer Import aus GB reibungslos funktioniert, erfahren Sie hier.
Position: Verkauf
Aktualisiert: 20.10.2023
Gleich zum Wichtigsten: Oldtimer Import aus England nach Brexit
Mit dem Brexit ändert sich in den Handels- und Steuerbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU einiges, insbesondere auch die Einfuhr und Zulassung von Fahrzeugen betreffend. War die Zulassung von Fahrzeugen aus Großbritannien in Deutschland bisher relativ einfach, wenn Sie einen Eigentumsnachweis, die Fahrzeugherkunft und den technischen Zustand des Fahrzeuges vorweisen konnten, wird es nun etwas komplizierter.
- Steuergrenzen werden wieder eingeführt. Das heißt der Import aus GB ist ähnlich wie der Oldtimer Import aus den USA zu verzollen. Das ist nicht nur nervig, weil aufwendig, sondern kostet auch: in Deutschland zum Beispiel 10 % Zoll auf den Wagenwert plus 19 % Einfuhrumsatzsteuer.
- Das V5 muss zwingend vorliegen und eine technische Abnahme durch eine zugelassene Stelle im Land der Neuzulassung muss ebenfalls nachgewiesen werden.
- Achten Sie beim Kauf darauf, dass Ihr Fahrzeug in Deutschland oder der EU zulassungsfähig ist. Die meisten Kit-Cars z. B. waren es vor dem Brexit nicht und sind es jetzt auch nicht.
Fahrzeugauswahl in GB: Das sollten Sie beachten
Heutzutage ist die Auswahl an Klassikern aus der ganzen Welt dank Internet so groß wie noch nie. Wenn Sie gezielt nach einem Fahrzeug aus Großbritannien suchen, legen wir Ihnen folgenden Portale ans Herz:
- www.autotrader.co.uk
- www.ebay.co.uk (suchen nach Fahrzeugtyp, dazu Kategorie „Car“ auswählen)
- www.pistonheads.com (suchen in den „Classifieds“. Hier finden sich vor allem sportliche Fahrzeuge.)
- www.classiccarsforsale.co.uk (Marktplatz nur für klassische Fahrzeuge).
Bei der Suche gilt es meist eine Postleitzahl und einen Radius zu definieren. Als Behelf kann man ohne weiteres die Postleitzahl des Flughafens einer gewissen Region eingeben und den Radius selbst definieren.
In England ist es üblich, sich in jeder Lebenslage sehr blumig auszudrücken. Das gilt auch für die Fahrzeug-Beschreibungen auf den oben genannten Portalen. Das sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten, denn so kann man die Angebote in einen realistischen Rahmen setzen.
Darüber hinaus nehmen es die Engländer mit manchen Mängeln nicht so genau, denn eine Kontrollleuchte, die sporadisch leuchtet oder ein verwohnter Innenraum ist dort nichts speziell Erwähnenswertes. Also erst wenn ein Klassiker auch noch ein paar Stufen unter der Beschreibung interessant klingt, sollten Sie weitere Schritte in Richtung Kauf einleiten.
Hier erklären wir Ihnen einige wichtige Begriffe in englischsprachigen Anzeigen:
- needs TLC (Tender love and care): Bedeutet, dass am Fahrzeug an vielen Kleinigkeiten Arbeiten anstehen.
- mint condition: Nach deutschen Standards eine gute 4. Aber wahrscheinlich vollständig.
- TCS (Top showroom condition): entspricht dem Zustand 3.
- minor work needed: bedeutet, dass die entsprechende Baugruppe hoffnungslos zerstört ist.
Prüfen Sie jedes Fahrzeug
Sobald Sie ein interessantes Fahrzeug gefunden haben, können Sie seine Historie leicht im Internet prüfen, wenn Sie das Kennzeichen haben. Im Grunde gibt es zwei Seiten, die hier weiterhelfen:
Hier erhalten Sie detaillierte Informationen zum Fahrzeug, indem Sie sein Kennzeichen eingeben:https://www.gov.uk/get-vehicle-information-from-dvla.
Hier finden Sie alle Mot-Einträge (Mängelberichte).
Die Einträge zum lascheren Äquivalent zur deutschen Hauptuntersuchung sind online unter der nachfolgenden Adresse zugänglich:
https://www.gov.uk/check-mot-history.
Im Internet finden Sie also ganz leicht Daten zur Prüfungshistorie, Reparaturen und sogar zum Kilometerstand eines Fahrzeuges – gut anschauen sollten Sie sich in jedem Fall den Untersuchungsbericht. Hier verstecken sich die größeren Baustellen des Fahrzeuges.
Wenn Sie ein Auto ausgesucht und alle Daten gecheckt haben, dann kann es weiter gehen. Am besten Sie fahren direkt nach GB und sehen sich Ihr Traumauto vor Ort und mit eigenen Augen an. Ist der Wagen dann immer noch sein Geld wert, dann stellt sich die Frage: wie klappt der Oldtimer Import aus GB nach Deutschland – und was braucht es dafür?
Erstmal ein Transportunternehmen. Dafür finden Sie online eine Reihe von Anbietern, die einen solchen Import durchführen. Die Kosten für einen Transport vom Süden Englands in den Westen Deutschlands liegen beispielsweise zwischen 500€ und 1000€.
Sie können das Auto natürlich auch selbst, also auf eigener Achse nach Deutschland führen. Das ist sicher abenteuerlicher und man will ja gleich losfahren, aber es ist auch mit erheblichem Mehraufwand und ein wenig Risiko verbunden. Wieso? Dazu weiter unten mehr. Davor sprechen wir noch kurz über das Thema Papiere und Kaufvertrag.
Wichtiges zum Thema Fahrzeugpapiere und Import-Kosten
Die Fahrzeugpapiere sollten wie in jedem Fall und vor allem bei einem möglichen Import aus GB nach Deutschland vollständig sein. Beim Kauf sollten Sie daher auf jeden Fall einen schriftlichen Kaufvertrag abschließen und auch folgenden Dokumente verlangen:
- das V5-Dokument (kein Eigentumsnachweis, aber benötiges Papier, um den Wagen in Deutschland zuzulassen)
- die Nummernschilder
- die MoT-Bescheinigung
Andere Unterlagen, wie Wartungshefte, alte Rechnungen und MoT-Berichte sollten vorhanden sein, sind aber nicht zwingend nötig und nur freiwillig beizulegen. Wenn z. B. kein Wartungsheft vorliegt, kann man anhand der letzten MoT-Berichte, wie oben erwähnt, den Kilometerstand herausfinden.
Gut zu wissen: In England wird mit Kilometerständen öfter als in Deutschland Schindluder betrieben. Achten Sie daher beim Begutachten auf die üblichen Verdächtigen: Lenkrad, Sitzwangen und Pedalgummis.
Wissenswertes zur Versicherung
Ohne Versicherung zu fahren, ist in England wie in Deutschland strafbar. Sie sollten daher unbedingt eine Versicherung abschließen. In England wird eine Versicherung auf den Fahrer ausgestellt, nicht auf das Fahrzeug, so wie es in Deutschland üblich ist. Für den Abschluss benötigen Sie eine Adresse in England (fragen Sie am besten den Verkäufer, ob Sie seine Adresse nehmen dürfen).
Dann können Sie beispielsweise unter https://www.dayinsure.com/ oder bei einem anderen Anbieter, sogar tageweise, eine Versicherung abschließen. Achten Sie jedoch darauf, dass sie ganz Europa abdeckt. Zwei Tage kosten grob 120 Pfund. Diese sollte in jedem Fall abgeschlossen werden, denn die Strafen und die möglichen Schäden stehen mit der meist niedrigen Prämie nicht in Relation!
Wichtig zu wissen: Rote Kennzeichen sind in England kein Problem. In Frankreich und Belgien sind sie jedoch verboten und ziehen abenteuerliche Strafen nach sich.
Kaufvertrag und Bezahlung vor dem Import nach Deutschland
Machen Sie sicherheitshalber einen (zusätzlichen) deutschsprachigen Kaufvertrag mit dem Verkäufer und für Ihre Unterlagen. Außerdem fixieren Sie den Übergabetermin, so dass der Übergang der Verantwortung klar geregelt ist. Zur Bezahlung brauchen Sie meist Bargeld, denn Privatkäufe sind in der Regel nicht mit der Kreditkarte zu tätigen. Ihre Bankkarte kann in England erheblich weniger, als Sie es von Deutschland gewohnt sind.
Beachten Sie daher, dass Bargeldbeträge von über 10.000€ bei einem Grenzübertritt schon innerhalb der EU angemeldet werden müssen! Ein Kaufvertrag, eine Ebay-Beschreibung oder eine Versicherungsbestätigung reichen jedoch oft schon aus, um die Plausibilität des Autokaufs und die Menge an Bargeld zu erklären. Bargeld nach England zu bringen wird immer schwieriger. Einfacher ist die Überweisung des Kaufbetrages an den Verkäufer.
Import aus GB: an was man sonst noch denken sollte
Wenn Sie Ihr Wunschfahrzeug in Großbritannien abholen, benötigen Sie für die Überfahrt nach Deutschland ein paar Utensilien, die bereits auf der Hinreise von Deutschland nach England dabeihaben sollten. Sie benötigen …
- mindestens zwei Warnwesten,
- ein Warndreieck,
- Verbandskasten ohne Schere,
- eine Dose mit im Fahrzeug verwendeten Leuchtmitteln und Sicherungen.
- Und last but not least: Besorgen Sie einen Länderaufkleber (UK), das ist nämlich Pflicht!
Wenn Sie mit dem Flugzeug von Deutschland nach GB reisen, um Ihr Fahrzeug abzuholen, dann denken Sie beim Packen an die Regelungen in Sachen Handgepäck (kein Werkzeug!).
Wenn das Auto dann offiziell Ihnen gehört, machen Sie sich zunächst mit dem Linksverkehr vertraut. Das hat man zwar schnell raus, aber gerade die ersten Meter fühlen sich an wie im falschen Film zu sein. Zur ersten offiziellen Ausfahrt entscheiden Sie sich dann für die nächste Tankstelle: Dort lassen Sie den Reifendruck und Ölstand überprüfen.
Zulassung in Deutschland: das ist zu beachten
Die Möglichkeit ein Fahrzeug in Deutschland zuzulassen ist davon abhängig, um welches Fahrzeug es sich handelt und welches Baujahr es hat. Dabei werden im Grunde drei verschiedene Gruppen an Fahrzeugtypen unterschieden.
1. Fahrzeuge nach Baujahr 1999, Youngtimer und Gebrauchtwagen
Fahrzeuge nach Baujahr 1999 haben in aller Regel eine Betriebserlaubnis in Deutschland. Das Vorhandensein dieser Betriebserlaubnis erkennt man an der E-Nummer auf dem Typenschild. Damit brauchen Sie für die Anmeldung nur noch die schriftliche Ausfertigung der Betriebserlaubnis, das sogenannte COC-Dokument, und die Zulassung ist unproblematisch.
Das COC wird mit allen Neufahrzeugen ausgeliefert. Zusammen mit einer deutschen Abgas- und Hauptuntersuchung sowie der Zollbescheinigung können Sie Ihren GB-Import in Deutschland zulassen.
2. Fahrzeuge vor Baujahr 1999, Klassiker oder Youngtimer
In der zweiten Gruppe die Fahrzeuge, die zwei überall in Europa verkauft worden sind, aber noch nicht über eine Betriebserlaubnis in Deutschland verfügen. Dazu gehören ein z.B. MGBs, ein Triumph 2000 oder ein Vorkriegs Aston Martin. Jedoch ist es bei diesen Fahrzeugen in Deutschland kein Problem sein, sie zuzulassen, nicht zuletzt, weil sie schon damals auch in Deutschland zugelassen worden sind.
Als Käufer muss man nur die notwendigen technischen Daten besorgen. Dabei können z. B. die British Motor Heritage oder die oben angeführten Links zur Fahrzeughistorie behilflich sein. Mit diesen Daten und dem Fahrzeug fahren Sie zum TÜV und lassen eine Vollabnahme zur Erteilung einer Betriebserlaubnis durchführen. So können Sie das Fahrzeug im Anschluss dann in Deutschland anmelden.
3. Fahrzeuge, die noch nicht in Deutschland abgenommen worden sind, bzw. nie offiziell eingeführt wurden
Die dritte Gruppe ist in Sachen Import nach Deutschland etwas komplizierter. Denn nicht alles, was in England ein Kennzeichen hat, bekommt auch in Deutschland eines. Wenn Sie zum ein Auto, das in Deutschland nie verkauft worden ist, hier anmelden möchten, brauchen Sie gute Kontakte und Freunde.
Zum Beispiel in Form eines Clubkameraden, der so ein Auto schon einmal zugelassen hat und eine Kopie der damaligen Abnahmeunterlagen nach §21 STVZO besitzt. Oder Kontakte beim Datenservice für historische Fahrzeuge vom TÜV, der die technischen Daten für die Abnahme vorhält.
Eine allgemein gültige Regel bei der Einfuhr kann man nicht erstellen, denn es kommt sehr auf das Alter des Fahrzeugs an. Bei vielen sogenannten Specials, Kit-Cars oder moderneren Tuningobjekten ist eine Zulassung in Deutschland hingegen auch mit Vitamin B kaum möglich.
Umbauten für einen Zulassung in Deutschland
Die Umbauten für einen GB-Import für die Hauptuntersuchung sind hingegen keine Hexerei. Um den Rechtslenker bei der Hauptuntersuchung abgenommen zu bekommen, braucht das Fahrzeug …
- zwei Außenspiegel,
- einen Tacho der km/h anzeigt, (Zahlen bei 30, 50 , 70 und 100 km/h reichen)
- Scheinwerfer für Rechtsverkehr
- und eine für Deutschland Auflagen richtig angebrachte Nebelschlussleuchte.